Konnten wir uns das vorstellen?

Es ist verboten, Gottesdienste zu feiern.

Das Verlassen der Wohnungen ist nur noch aus triftigem Grund gestattet.

Private Feiern und Zusammenkünfte werden mit Polizeigewalt aufgelöst.

Kunst und Kultur werden auf technisch reproduzierbare Artefakte eingeschränkt.

Der Einzelhandel wird zugunsten des Onlinehandels eingestellt.

Die Versammlungsfreiheit ist aufgehoben.

Zwischenmenschliche Kommunikation wird auf online Medien beschränkt.

Die wirtschaftliche Aktivität wird auf ein Minimum reduziert, es droht ein Kollaps, ein Konzentrationsprozeß auf mächtige Unternehmen.

Was vor einigen Wochen noch wie ein utopisches Horrorszenario erschien, ist nun Wirklichkeit. Ein großer Teil der Weltbevölkerung verzichtet auf den direkten Austausch, auf Zärtlichkeit, Begegnung, das genuin-menschliche. Wir werden in eine neue Stufe der menschlichen Entwicklung geworfen.
Daß diese Maßnahmen mittelbar einer großen Zahl von Menschen helfen werden, die Corona Erkrankung später und mit besserer medizinischer Unterstützung durchzustehen, bleibt unbestritten. Hier soll es um Anderes gehen – um das Danach. Ein Zurück zum Alten kann und wird es nicht geben, zu viel Strukturen werden verloren gehen, zu viel Platz wird durch die Ersatzangebote eingenommen werden, zu viel Onlinehandel wird den stationären Handel ablösen, zu viel Kultur wird aus der Konserve genossen, zu viele Initiativen werden bankrott gehen.

Die Gesellschaft wird stärker rationalisiert, stärker technisiert, stärker auf die ökonomischen Interessen der überlebenden Unternehmen ausgerichtet werden. Es könnte sein, daß der Schaden, der durch die Gegenmaßnahmen und die Furcht vor dem Virus größer wird als der Schaden durch die Krankheiten selbst:

der Schaden

Aus wirtschaftlicher Sicht werden nicht nur einige Luftfahrtunternehmen nach einigen fetten Jahren Federn lassen müssen oder den Betrieb einstellen; auch die gebeutelte Automobilindustrie, deren Produkte unter dem Aspekt des Klimawandels fragwürdig geworden sind, wird weiteren Schaden nehmen.

Doch vor allem sind in der Existenz bedroht:

  • Die Einzelhändler, deren Geschäft durch die Onlinehändler übernommen wird; warum sollte der Kunde zurück zum Einzelhandel gehen, wenn er so bequem online agieren kann?
  • die Künstler, die früher coram publico im direkten Kontakt mit dem Zuschauer/Zuhörer arbeiteten
  • deren technische Helfer, die Veranstalter
  • die Religionsgemeinschaften, deren Sinnstiftung durch Onlinemedien vollends in Frage gestellt ist
  • das Primat der zwischenmenschlichen Begegnung – hier tritt die elektronische Kommunikation in die Lücke ein.
  • Die Freiheit des Denkens, Freiheit der Begegnung, Freiheit der Bewegung: Nun ist ein Grund aufgetreten, diese Freiheit einzuschränken – in Zukunft kann es weitere Gründe geben.

Wo bleibt der Mensch?

Genau hier, bei Kunst und Religion, wird die Gefahr deutlich, in der wir uns befinden. Angst und Vorsicht lassen uns jetzt wohlüberlegt, aber womöglich in Zukunft leichtfertig, Freiheit, Kreativität, Zwischenmenschlichkeit aufopfern.


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